Post by Tom BergerPost by Christoph MüllerDie Rede ist ja auch nicht vom Energieverbrauch, sondern von der
Heizleistung.
Nein, es geht schon um Energieverbrauch. Dass man die Heizleistung deutlich
höher auslegt als die von mir beispielsweise für die aktuellen Temperaturen
errechneten 1500 Watt, ist sonnenklar. Es geht hier darum, wie sehr bei
einem E-Auto die Heizung die Reichweite beeinflusst, und da geht's
natürlich nur um den Energieverbrauch. Der hängt aber kaum von der nur
kurzzeitig erbrachten Leistungsspitze ab, sondern vom Bedarf an dauerhafter
Heizleistung.
Und da habe ich auch schon mal überschlagsmäßig vorgerechnet, dass da
erheblich mehr als nur 1500 Watt Dauerleistung (also nicht nur zum
Anheizen) gebraucht werden.
Deiner Sig nach zu schließen, scheinst du Architekt zu sein bzw. sehr
nah dran an diesem Beruf. In dieser Branche arbeitet man normalerweise
nicht mit den hoch isolierenden Alpha-Schichten, sondern ganz einfach
mit zusammengefassten Erfahrungswerten. Die werden in eine Norm gepackt
und fertig ist die Chose. Geht ganz gut, weil die Häuser i.d.R. an Ort
und Stelle bleiben und nicht mit Karacho über die Autobahn jagen. Da
reichen also die üblichen ziemlich gemächlichen Windgeschwindigkeiten,
weshalb man sich mit den Details, wie die Wärmeübergänge im Einzelnen
funktionieren, gar nicht beschäftigt. Wer macht schon gerne unsinnige
Arbeiten?
Beim Auto ist das angesichts der hohen Windgeschwindigkeiten allerdings
nicht mehr egal, weil da die normalerweise gut anhaftende und hoch
dämmende Luftschicht (Alpha-Schicht) einfach weggeblasen wird, so dass
sie sehr dünn wird. Schon hat man GANZ andere Werte. Das gilt für Innen
wie auch für Außen. In Wohnungen hat man - wenn überhaupt - Lüfter mit
möglichst langsamen Luftströmungen. Sie sollen ja auch leise sein.
Uninteressant beim Auto. Da gibt es erst mal erheblichen Motorlärm und
zudem Wind- und Rollgeräusche. Damit man den Lüfter überhaupt hört, muss
er schon ganz schön Krach machen. Tut er auch, weil an den Scheiben
zwecks klarer Sicht hohe Windgeschwindigkeiten sehr nützlich sind. Die
Luft muss auch noch sehr viel heißer an die Scheibe geblasen werden, als
später der Innenraum warm sein wird. Die Verhältnisse sind WIRKLICH sehr
viel extremer als in der Architektur. Deshalb kommt man da auch mit den
normalen Architekturberechnungen nicht sehr weit. Die
geschwindigkeitsabhängigen Alphaschichten MÜSSEN gesondert in die
Rechnung einfließen. Und zwar auf BEIDEN Seiten. Innen wie auch außen.
Dann kannst du im Extremfall für die äußere Glasfläche -40°C ansetzen
und für die innere +60°C bei z.B. 6 mm Glasdicke. Ein Architekt wird
außen -40°C ansetzen, wobei die Außenwand dann vielleicht nur -30°C hat.
Die innere Glastemperatur liegt dann auch nicht bei +60°C, sondern
vielleicht bei 15°C, wenn's innen 20°C haben soll. Die Verhältnisse sind
also deutlich andere. Und ja - das Glas bekommt im Auto tatsächlich
ordentlichen Thermostress ab. Ob diesen normales Fensterglas überhaupt
aushalten würde, darf in der Tat bezweifelt werden.
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Servus
Christoph Müller
http://www.astrail.de