Discussion:
Warum fällt ein haushohes Schiff nicht einfach um?
(zu alt für eine Antwort)
B***@gmx.de
2005-08-02 15:50:15 UTC
Permalink
Hallo,

warum wird ein Schiff, welches schlank und haushoch ist mit wenig
Tiefgang bei starkem seitlichen Wind nicht einfach umgeworfen?

Unter http://www.qm2-uk.com sieht man die neue Queen Mary 2 von vorne.
(Sehr beeindruckenden Schiff.) Wenn die Brücke 40m über Wasser ist
und das Schiff nur 10m Tiefgang hat, wo ist denn dann der Schwerpunkt?
Wenn das Schiff so schmal ist, wie es aussieht, was hindert es denn
dann eigentlich am Umfallen?
[ Nicht das ich Angst darum hätte. Die Schiffbauer werden schon
wissen. Ich bin nur neugierig. ]
Danke

Bernd Müller-Zimmermann
Joachim Schmid
2005-08-02 18:21:14 UTC
Permalink
Post by B***@gmx.de
warum wird ein Schiff, welches schlank und haushoch ist mit wenig
Tiefgang bei starkem seitlichen Wind nicht einfach umgeworfen?
Oh, ein wirklich rankes, also topplastiges Schiff wird umgeworfen, das
kam leider schon oft genug vor.
Post by B***@gmx.de
Unter http://www.qm2-uk.com sieht man die neue Queen Mary 2 von vorne.
(Sehr beeindruckenden Schiff.) Wenn die Brücke 40m über Wasser ist
und das Schiff nur 10m Tiefgang hat, wo ist denn dann der Schwerpunkt?
Wenn das Schiff so schmal ist, wie es aussieht, was hindert es denn
dann eigentlich am Umfallen?
Kriterium, damit ein Schiff nicht kentert, ist dass der Schwerpunkt des
Schiffes immer unter dem sogenannten Metazentrum, das ist der
Schnittpunkt der Schiffsmittellinie mit der Vertikalen durch den
Flächenschwerpunkt des im Wasser befindlichen Schiffsteils, liegen muss
<http://www.physikon.com/physikon.cgi?gebiet=1&kapitel=10&seite=03>.

Diese Bedingung kann auf 2 Arten erreicht werden:
1. Das Schiff hat einen ausreichend tief im Wasser liegenden Schwerpunkt.
2. Der Rumpfquerschnitt ist so gestaltet, dass beim Krängen ("Kippen")
der Verdrängungsschwerpunkt stark seitlich auswandert und damit das
Metazentrum sozusagen hochklettert.

In der Regel werden beide Methoden kombiniert, mit unterschiedlicher
Ausprägung. Schwergewicht auf Methode 1 ist typisch für Segelschiffe und
andere Schiffe, die ohne zu schlingern oder abzutreiben auch starken
seitlichen Überwasserkräften (in der Regel Wind) standhalten oder auch
bei Seegang ruhig liegen sollen (vorteilhaft für Passagiere, Arbeits-
und Waffeneinsatz). Methode 2 liefert von Haus aus eine große
Kentersicherheit, erfordert aber sehr breite Schiffskörper oder
Mehrrumpfbauweise und hat den Nachteil, dass sich der Seegang sofort auf
den Schiffskörper überträgt - sie ist daher typisch für Pontons,
Leichter, Kranschiffe, Binnen- und Flachwasserschiffe, Rettungsschiffe usw.

Die tiefe Schwerpunktlage wurde bei Segelschiffen und manchmal heute
noch in bestimmten Fällen durch Einbau großer Mengen Ballast (früher
Steine, heute oft Gusseisenbrammen) im Kielraum erreicht.
Maschinengetriebene Schiffe haben ja die schweren Maschinenanlagen im
Unterwasserschiff, und die ebenfalls schweren Treibstoff- und
Wassertanks im Doppelboden und evtl. Bunkern neben der Maschine. Daher
liegt ihr Schwerpunkt deutlich tiefer als dies optisch aussieht.
Außerdem werden die Aufbauten deutlich leichter gebaut als der Rumpf,
sowohl durch dünnere Bemessung (Aufbauten müssen keine Längskräfte und
geringeren Wellenschlag aushalten) als auch evtl. durch Verwendung von
Leichtmetall. Gerade bei Passagierschiffen ist in den Aufbauten ja viel
Luft anstatt schwerer Ladung oder Ausrüstung.

Einige Schiffstypen haben aber in der Tat prinzipbedingt
Stabilitätsprobleme. Unbeladene Frachter würden nicht tief genug
eintauchen um bei Seegang stabil zu liegen, sie müssen daher zur
Sicherstellung einer ausreichenden Stabilität Ballast nehmen, in der
Regel durch Beladen mit Sand oder durch Fluten speziell eingebauter
Ballastanks - man sagt dann sie fahren "in Ballast". Kriegsschiffe und
einige Spezialschiffe haben schwere Ausrüstungsteile zum Teil recht hoch
über Wasser, während sie zum Erreichen einer großen Geschwindigkeit und
einer guten Revierbrauchbarkeit schmal und wenig tief gehend gebaut sein
sollen und zur Kosten- und Größenbegrenzung nicht mit Ballast gearbeitet
werden kann. Dies sind dann die fast automatischen Kandidaten für
notorisch schlechte Seeeigenschaften.

Joachim
Ralf Pfeifer
2005-08-02 18:31:44 UTC
Permalink
Post by Joachim Schmid
Einige Schiffstypen haben aber in der Tat prinzipbedingt
Stabilitätsprobleme. ... Kriegsschiffe und
einige Spezialschiffe haben schwere Ausrüstungsteile zum Teil recht hoch
über Wasser, während sie zum Erreichen einer großen Geschwindigkeit und
einer guten Revierbrauchbarkeit schmal und wenig tief gehend gebaut sein
sollen und zur Kosten- und Größenbegrenzung nicht mit Ballast gearbeitet
werden kann. Dies sind dann die fast automatischen Kandidaten für
notorisch schlechte Seeeigenschaften.
Da denkt man gleich an Flugzeugträger.

Gruß, Ralf.
--
www.ArsTechnica.de --- www.ArsMartialis.com
Joachim Schmid
2005-08-02 19:56:05 UTC
Permalink
Post by Ralf Pfeifer
Post by Joachim Schmid
Einige Schiffstypen haben aber in der Tat prinzipbedingt
Stabilitätsprobleme. ... Kriegsschiffe und
einige Spezialschiffe haben schwere Ausrüstungsteile zum Teil recht hoch
über Wasser, während sie zum Erreichen einer großen Geschwindigkeit und
einer guten Revierbrauchbarkeit schmal und wenig tief gehend gebaut sein
sollen und zur Kosten- und Größenbegrenzung nicht mit Ballast gearbeitet
werden kann. Dies sind dann die fast automatischen Kandidaten für
notorisch schlechte Seeeigenschaften.
Da denkt man gleich an Flugzeugträger.
Nein, bei denen nicht. Die sind echte Schwerwetter-Rösser: breit, tief
gehend, mit riesigen Hauptmaschinen, aber ohne schwere Waffen. Von den
ca. 90.000 ts einer Nimitz entfallen gerade mal 2,5% auf die Flugzeuge.

Joachim
Ralf Pfeifer
2005-08-04 20:05:02 UTC
Permalink
Post by Joachim Schmid
Nein, bei denen nicht. Die sind echte Schwerwetter-Rösser: breit, tief
gehend, mit riesigen Hauptmaschinen, aber ohne schwere Waffen. Von den
ca. 90.000 ts einer Nimitz entfallen gerade mal 2,5% auf die Flugzeuge.
Das hätte ich jetzt nicht gedacht, zumal ich je Flugzeug auch noch den
ganzen Flugtreibstoff mitgerechnet habe.

Gruß, Ralf.
--
www.ArsTechnica.de --- www.ArsMartialis.com
Joachim Schmid
2005-08-04 21:19:06 UTC
Permalink
Post by Ralf Pfeifer
Post by Joachim Schmid
Von den
ca. 90.000 ts einer Nimitz entfallen gerade mal 2,5% auf die Flugzeuge.
Das hätte ich jetzt nicht gedacht, zumal ich je Flugzeug auch noch den
ganzen Flugtreibstoff mitgerechnet habe.
Den hab ich nicht gerechnet - aber der ist ja wieder in Bunkern unter
der Wasserlinie.

Joachim
Uwe Hercksen
2005-08-03 08:45:50 UTC
Permalink
Post by Ralf Pfeifer
Da denkt man gleich an Flugzeugträger.
Hallo,

na ja, Supertanker sind größer.

Bye
Ralf Kusmierz
2005-08-02 20:30:23 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Joachim Schmid
Kriterium, damit ein Schiff nicht kentert, ist dass der Schwerpunkt des
Schiffes immer unter dem sogenannten Metazentrum, das ist der
Schnittpunkt der Schiffsmittellinie mit der Vertikalen durch den
Flächenschwerpunkt des im Wasser befindlichen Schiffsteils, liegen muss
<http://www.physikon.com/physikon.cgi?gebiet=1&kapitel=10&seite=03>.
Bei Wikipedia gibt es eine recht anschauliche Erklärung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Formschwerpunkt


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt heraus Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Axel Berger
2005-08-02 16:47:00 UTC
Permalink
Wenn die Brücke 40m über Wasser ist und das Schiff nur 10m Tiefgang hat,
wo ist denn dann der Schwerpunkt?
Zusatzfrage, um zu sehen, ob ich das verstanden habe:
IMHO ist ein Schiff dann stabil, wenn sein Schwerpunkt tiefer liegt als
der des verdrängten Wassers. Richtig?
--
Danke
Axel
Joachim Schmid
2005-08-02 20:22:31 UTC
Permalink
Post by Axel Berger
IMHO ist ein Schiff dann stabil, wenn sein Schwerpunkt tiefer liegt als
der des verdrängten Wassers. Richtig?
Nein. Der Schwerpunkt muss tiefer liegen als das _Metazentrum_, er kann
dabei durchaus höher liegen als der Verdrängungungsschwerpunkt, wie im
mittleren Fall der Skizze auf
<http://www.physikon.com/physikon.cgi?gebiet=1&kapitel=10&seite=03> zu
sehen.

Joachim
Ralf Kusmierz
2005-08-02 20:40:40 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Joachim Schmid
Post by Axel Berger
IMHO ist ein Schiff dann stabil, wenn sein Schwerpunkt tiefer liegt als
der des verdrängten Wassers. Richtig?
Nein. Der Schwerpunkt muss tiefer liegen als das _Metazentrum_, er kann
dabei durchaus höher liegen als der Verdrängungungsschwerpunkt, wie im
mittleren Fall der Skizze auf
<http://www.physikon.com/physikon.cgi?gebiet=1&kapitel=10&seite=03> zu
sehen.
Beispiel: jemand sitzt oder liegt auf einer Platte aus Hartschaum mit
den Abmessungen 2 m x 1,5 m x 5 cm, die auf dem Wasser schwimmt. Der
Schwerpunkt befindet sich mit Sicherheit oberhalb der
Wasseroberfläche, dennoch kippt die Platte nicht um.


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt heraus Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Nick Müller
2005-08-02 20:37:06 UTC
Permalink
Post by Axel Berger
IMHO ist ein Schiff dann stabil, wenn sein Schwerpunkt tiefer liegt als
der des verdrängten Wassers. Richtig?
Das ist eine Lösung, die trifft aber eher bei Kanus ohne Insassen zu
(oder so :-))

Mach mal ein Schreibtisch-Experiment:
Nimm ein Blatt Papier (A4) und leg es im Querformat auf den Tisch. Stell
dir den Schwerpunkt irgendwo oberhalb der oberen Blattkante vor
(notfalls noch einen Papierstreifen aufkleben). Zeichne auf das Papier
eine horizontale Linie 1/3 von der Oberkante entfernt. Das ist Deine
Wasserlinie. Wo der Schwerpunkt des vertränkten Wassers liegt, findest
Du raus.
So, jetzt kippst Du das Blatt links nach unten. Dadurch verschiebt sich
der Auftriebsschwerpunkt (ich nenn das mal so) auch nach links. Die
Fläche die im Wasser ist, bleibt gleich, der Flächenschwerpunkt ändert
sich aber. Der Flächenschwerpunkt ist genau der Auftriebsschwerpunkt.
Wenn (und nur dann) der Auftriebsschwerpunkt weiter aussen ist als der
Schwerpunkt des Schiffes (das Lot des Schiffsschwerpunktes), dann
richtet es sich wieder auf. Wandert der Schiffsschwerpunkt schneller
nach aussen als der Auftriebsschwerpunkt, dann kentert es.

HTH,
Nick
--
Motormodelle / Engine Models:
<http://www.motor-manufaktur.de>
Ellwe 2FB * VTM 87 * DLM-S3a * cubic
more to come ...
Ralf Kusmierz
2005-08-02 21:52:53 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Nick Müller
Nimm ein Blatt Papier (A4) und leg es im Querformat auf den Tisch. Stell
dir den Schwerpunkt irgendwo oberhalb der oberen Blattkante vor
(notfalls noch einen Papierstreifen aufkleben). Zeichne auf das Papier
eine horizontale Linie 1/3 von der Oberkante entfernt. Das ist Deine
Wasserlinie. Wo der Schwerpunkt des vertränkten Wassers liegt, findest
"""d"""g"""
Post by Nick Müller
Du raus.
_______________________
| |
| |
| |
| |
| |
| + S |
| a |
----------------+-----------o-----------+---------------->
| | |
| + F | b
| | |
|___________|___________|
|
v

Das "eintauchende" Rechteck hat die Abmessungen a und b, sein
Formschwerpunkt hat die Position [0, b/2].
Post by Nick Müller
So, jetzt kippst Du das Blatt links nach unten. Dadurch verschiebt sich
der Auftriebsschwerpunkt (ich nenn das mal so) auch nach links. Die
Fläche die im Wasser ist, bleibt gleich, der Flächenschwerpunkt ändert
sich aber. Der Flächenschwerpunkt ist genau der Auftriebsschwerpunkt.
_
/ - _
/ - _
/ | - _
/ | phi / -
/ | / /
/ | / /
/ | / /
/ | o M /
/ | +|S /
/ |/ | /
--------------/-------------o--+----------/--------------->
/_ | | /
- _ | + F /
- _ | /
|- _ /
| -
|
v

Bei Krängung um den Winkel phi wandert im Beispiel der Formschwerpunkt
auf die Position F (mir etwas zu kompliziert zu berechnen). Die
Schwimmlage ist stabil, wenn das Metazentrum M oberhalb des
Schwerpunkts S liegt.


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt heraus Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Nick Müller
2005-08-02 22:11:35 UTC
Permalink
Die Schwimmlage ist stabil, wenn das Metazentrum M oberhalb des
Schwerpunkts S liegt.
Wolltes Du mir jetzt zustimmen oder widersprechen?
Mir ist das Metazentrum ein Begriff, nur dient es schwer als Erklärung,
wenn es selbst nicht erklärt wird.

Gruß,
Nick
--
Motormodelle / Engine Models:
<http://www.motor-manufaktur.de>
Ellwe 2FB * VTM 87 * DLM-S3a * cubic
more to come ...
Ralf Kusmierz
2005-08-02 22:35:55 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Nick Müller
Die Schwimmlage ist stabil, wenn das Metazentrum M oberhalb des
Schwerpunkts S liegt.
Wolltes Du mir jetzt zustimmen oder widersprechen?
Ich wollte Dein Beispiel eigentlich quantitativ vorrechnen und fand
das dann zu schwierig.
Post by Nick Müller
Mir ist das Metazentrum ein Begriff, nur dient es schwer als Erklärung,
wenn es selbst nicht erklärt wird.
Stimmt, ich hätte noch definieren müssen, daß es da, wo ich es
eingezeichnet hatte, liegt, und warum das sinnvoll ist.


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt heraus Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Nick Müller
2005-08-03 06:53:54 UTC
Permalink
Post by Ralf Kusmierz
Ich wollte Dein Beispiel eigentlich quantitativ vorrechnen und fand
das dann zu schwierig.
Ich auch. :-)
Post by Ralf Kusmierz
Stimmt, ich hätte noch definieren müssen, daß es da, wo ich es
eingezeichnet hatte, liegt, und warum das sinnvoll ist.
So war das nicht gemeint. Nach Deiner Zeichnung dürfte es dem OP klarer
sein.


Gruß,
Nick
--
Motormodelle / Engine Models:
<http://www.motor-manufaktur.de>
Ellwe 2FB * VTM 87 * DLM-S3a * cubic
more to come ...
Robert Pflüger
2005-08-03 10:52:15 UTC
Permalink
HAllo,

das Metazentrum liegt wo?

A ) bei maßstäblicher Zeichnung an der Spitze der Auftriebskraft die im
"Schwerpunkt des verdrängnten Wassers" ansetzt?

oder

B ) im Schnittpunkt zwischen Auftriebskraft und einer Achse des
Schwimmkörpers?

... und warum?
... Nach Deiner Zeichnung dürfte es dem OP klarer
sein.
--
Mit freundlichen Grüßen


Robert
Tom Berger
2005-08-03 11:03:07 UTC
Permalink
Post by Robert Pflüger
das Metazentrum liegt wo?
A ) bei maßstäblicher Zeichnung an der Spitze der Auftriebskraft die im
"Schwerpunkt des verdrängnten Wassers" ansetzt?
oder
B ) im Schnittpunkt zwischen Auftriebskraft und einer Achse des
Schwimmkörpers?
... und warum?
Weder A noch B. Das Problem bei all diesen Erklärungen ist tatsächlich,
dass hier mit "Metazentrum" ein Begriff ins Spiel gebracht wird, der
nirgendwo genau erläutert wird.

Das Metazentrum liegt bei einem symmetrischen Körper wie einem Schiff auf
jeden Fall in der vertikalen Ebene, die längs durch das Schiff schneidet
(die Symmetrieebene des Schiffs). Die Höhe des Metazentrums aber bestimmt
sich aus einer Vielzahl von Faktoren - v.a. von der Breite des Schiffs und
der Flächenverteilung des Auftriebs. Einfach gesagt ist das Metazentrum der
Punkt, um den das Schiff im Seegang pendelt.

Um das ein wenig besser zu verstehen, hilft IMO die Vorstellung eines sehr
breiten Katamarans. Dessen Rümpfe haben sehr viel Auftrieb, und auf jeden
Fall liegt der Schwerpunkt des Katamarans sehr weit über dem Angriffspunkt
des Auftriebs des verdrängten Wassers und sogar deutlich über dem
Wasserspiegel. Dennoch liegt so ein Katamaran äußerst stabil im Wasser.

Wenn Du Dir nun vorstellst, dass diese beiden Rümpfe das Katamarans
zusammen rücken, dann ändert sich dadurch weder der Schwerpunkt des Boots
noch der Auftriebsangriffspunkt. Das Metazentrum aber sinkt dadurch ganz
deutlich ab, womit die Pendellänge des "im Seegang pendelnden" Boots sich
verkürzt und die Periodendauer kürzer wird. Sobald dabei das Metazentrum
unterhalb des Schwerpunkts des Schiffs zu liegen kommt, kippt die Sache ...

Tom Berger
--
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Info und Demo unter http://www.archtools.de
Joachim Schmid
2005-08-03 12:11:14 UTC
Permalink
Post by Tom Berger
Post by Robert Pflüger
das Metazentrum liegt wo?
A ) bei maßstäblicher Zeichnung an der Spitze der Auftriebskraft die im
"Schwerpunkt des verdrängnten Wassers" ansetzt?
oder
B ) im Schnittpunkt zwischen Auftriebskraft und einer Achse des
Schwimmkörpers?
... und warum?
Weder A noch B. Das Problem bei all diesen Erklärungen ist tatsächlich,
dass hier mit "Metazentrum" ein Begriff ins Spiel gebracht wird, der
nirgendwo genau erläutert wird.
Widerspruch. Ich hatte bereits in meinem ersten Posting die Definition
des Metazentrums angegeben: "... ist der Schnittpunkt der
Schiffsmittellinie mit der Vertikalen durch den Flächenschwerpunkt des
im Wasser befindlichen Schiffsteils." Das ist eindeutig. Und damit ist B
durchaus richtig: Der Schnittpunkt der Auftriebskraft mit der
Schiffslängsachse. Im Sonderfall eines unsymmetrischen Schiffskörpers
ist als Mittelachse die vertikele Ebene zu nehmen, in der der
Schwerpunkt liegt.
Post by Tom Berger
Die Höhe des Metazentrums aber bestimmt
sich aus einer Vielzahl von Faktoren - v.a. von der Breite des Schiffs und
der Flächenverteilung des Auftriebs.
Das ist auch bereits gesagt worden. Wo liegt das Problem?
Post by Tom Berger
Einfach gesagt ist das Metazentrum der
Punkt, um den das Schiff im Seegang pendelt.
Das stimmt nicht. Das Schiff rollt um den Momentanpol, der sich aus dem
Gleichgewicht von Auftrieb, Massenträgheitsmoment, Windkraft und
Bewegungswiderstand der Rollbewegung im Wasser ergibt.

Joachim
Ralf Kusmierz
2005-08-03 11:43:08 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Robert Pflüger
das Metazentrum liegt wo?
A) bei maßstäblicher Zeichnung an der Spitze der Auftriebskraft die im
"Schwerpunkt des verdrängnten Wassers" ansetzt?
oder
B) im Schnittpunkt zwischen Auftriebskraft und einer Achse des
Schwimmkörpers?
B.
Post by Robert Pflüger
... und warum?
Weil es schön aussieht ;-)

Das "Metazentrum" ist zwar ein schön wichtigtuerischer Begriff, hat
aber physikalisch eigentlich keine Bedeutung. Fakt bzw. Physik ist: an
dem Schwimmkörper greifen zwei Kräfte an:

1. die abwärtsgerichtete Schwerkraft im Schwerpunkt, und
2. die aufwärtsgerichtete Auftriebskraft, die im Formschwerpunkt
des eingetauchten Schwimmkörperteils angreift.

Im allgemeinen sind die beiden Kräfte nicht kollinear und bilden daher
ein Drehmoment aus - für die Höhe dieses Drehmoments kommt es
natürlich nur auf den Abstand zwischen den beiden Kraftangriffslinien
an. Wenn sich der Schwimmkörper nicht im Gleichgewicht befindet, in
dem dieses Moment verschwindet, wandert der Formschwerpunkt
schwimmkörperbezogen aus der Gleichgewichtslage aus und bewegt sich i.
a. auf einer nach oben konkaven Fläche. An diese Fläche kann man in
der Gleichgewichtslage eine Kugelfläche dranapproximieren, und deren
i. a. in der Schiffsmittelebene liegenden Mittelpunkt bezeichnet man
dann als Metazentrum.

(In hinreichend pathologischen Fällen wird das mit der Approximation
aber nichts.)

Es wirkt ein bißchen so, als ob der Schwerpunkt eine Pendelbewegung
ausführt, bei der der Befestigungspunkt des Pendels im Metatzentrum
liegt. Da dieses Metazentrum aber nicht raumfest ist, ist das eine
ziemlich nutzenarme Vorstellung (real dreht sich ein stampfendes und
rollendes Schiff nicht um das Metazentrum). Tatsächlich hat das
Metazentrum keine reale Bedeutung, sondern ist nur insofern als
Hilfsgröße von Nutzen, daß das Drehmoment aufrichtend wirkt, wenn es
(schiffsbezogen) oberhalb des Schwerpunktes (der eine physikalisch
sinnvolle Bedeutung hat) liegt.


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt heraus Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Roland Damm
2005-08-05 21:02:10 UTC
Permalink
Moin,
Post by B***@gmx.de
warum wird ein Schiff, welches schlank und haushoch ist mit wenig
Tiefgang bei starkem seitlichen Wind nicht einfach umgeworfen?
Unter http://www.qm2-uk.com sieht man die neue Queen Mary 2 von
vorne. (Sehr beeindruckenden Schiff.)
Zuzüglich dem schon gesagten: Dieses Bild da ist extrem
unrealistisch. Fall es nicht künstilich manipuliert wurde so ist es
doch zumindest schräg von vorne oben aufgenommen. Die eigentliche
Breite des Rumpfes in Höhe der Wasserlinie wird durch die Aufbauten
verdeckt, die obendrein durch die Perspektive noch vergrößert
erscheinen. Realistisch wäre es, das Schiff von Vorne aus der
Perspektive der Wasseroberfläche zu sehen, als Querschnitt
sozusagen. Dann dürfte auch dieses Schiff längst nicht mehr so
übertrieben elegant aussehen sondern eher wie ein Schuhkarton.

CU Rollo
Joachim Schmid
2005-08-05 21:50:12 UTC
Permalink
Post by Roland Damm
Zuzüglich dem schon gesagten: Dieses Bild da ist extrem
unrealistisch.
Stimmt, ich hab mir das Bild gar nicht extra angesehen.
Post by Roland Damm
... Dann dürfte auch dieses Schiff längst nicht mehr so
übertrieben elegant aussehen sondern eher wie ein Schuhkarton.
Der Vergleich passt. Hier sieht man die wahren Proportionen:
<Loading Image...>

Und hier mal auch das Unterwasserschiff:
<Loading Image...>

Joachim
Ralf Kusmierz
2005-08-05 23:51:45 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Roland Damm
Post by B***@gmx.de
Unter http://www.qm2-uk.com sieht man die neue Queen Mary 2 von
vorne. (Sehr beeindruckenden Schiff.)
Zuzüglich dem schon gesagten: Dieses Bild da ist extrem
unrealistisch. Fall es nicht künstilich manipuliert wurde so ist es
doch zumindest schräg von vorne oben aufgenommen. Die eigentliche
Breite des Rumpfes in Höhe der Wasserlinie wird durch die Aufbauten
verdeckt, die obendrein durch die Perspektive noch vergrößert
erscheinen.
Genaugenommen war der Aufnahmestandpunkt wenige Meter vor der
Bugspitze und etwa ein bis zwei Meter unterhalb dieser. Die
Perspektive verkleinert nicht den Rumpf, sondern vergrößert den Bug
extrem - man sieht es, wenn man sich einfach mal einen Bildausschnitt
anschaut, der nur etwa zwei Drittel der Schiffshöhe und etwa die
doppelte Schiffsbreite enthält; das große, weite Meer ist um diese
Aufnahme herummontiert, inkl. Schnellboot-Bugwelle.
Post by Roland Damm
Realistisch wäre es, das Schiff von Vorne aus der
Perspektive der Wasseroberfläche zu sehen, als Querschnitt
sozusagen. Dann dürfte auch dieses Schiff längst nicht mehr so
übertrieben elegant aussehen sondern eher wie ein Schuhkarton.
Dem Fotografen kam entgegen, daß die QM2 im vorderen Drittel
tatsächlich relativ schlank und schnittig daherkommt.


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt heraus Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Loading...