Discussion:
Gummi- / Stahlwalze im Strassenbau
(zu alt für eine Antwort)
Martin Mitze
2004-10-12 08:47:48 UTC
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Hallo Gemeinde,
sind Tiefbauer / Straßenbauer anwesend?

Ich frage mich schon seit längerem, welchen technischen oder praktischen
Sinn die Verwendung zweier unterschiedlicher Walzen beim Finish einer
Teerdecke haben mag. IIRC gab es etwa in den '70ern nur die 'Dampfwalze'
mit den Stahltrommeln als Walze (klar, wird schön eben). Später gab es
diese nicht nur mit Gewicht, sondern auch mit Vibrator (zur besseren
Verdichtung?).

Noch später gab es dann Walzen, die auf meist 8 Vollgummi-Rädern laufen.
Aber wozu diese? Zumal die Räder nicht direkt nebeneinander angeordnet
sind, sondern Spuren ziehen.

Oder wozu erst Stahl- und dann Gummiwalze? Gewicht und Vibration gibt es
doch auch bei der Gummiwalze, so dass man mit einem Gerät auskommen
könnte.

Fragen über Fragen. Danke für Antworten.

mfg
MM (E-Technik mit ein wenig Grundlagen M-Bau von zu Hause)
--
Lange Passwörter sollen unsicher sein! Man vergisst sie zu leicht.
(Soeren Todt in de.alt.arnooo)
Michael Hemmer
2004-10-12 20:24:53 UTC
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Post by Martin Mitze
sind Tiefbauer / Straßenbauer anwesend?
Was willst Du denn mit diesen niederen Lebensformen? ;-)
Post by Martin Mitze
Ich frage mich schon seit längerem, welchen technischen oder praktischen
Sinn die Verwendung zweier unterschiedlicher Walzen beim Finish einer
Teerdecke haben mag.
Naja, fürs eigentliche Finishing ist dann ja eigentlich nur eine der
beiden zuständig, oder?
Post by Martin Mitze
IIRC gab es etwa in den '70ern nur die 'Dampfwalze'
mit den Stahltrommeln als Walze (klar, wird schön eben). Später gab es
diese nicht nur mit Gewicht, sondern auch mit Vibrator (zur besseren
Verdichtung?).
Ja. Das schiere Gewicht der Walze führt ja nur bedingt dazu, dass das
körnige Material des Untergrunds (ob nun Asphalt oder sonstwas) sich so
arrangiert, dass Zwischenräume möglichst ausgefüllt werden. Da ist es
schon besser, wenn man ein bisschen nachhilft, damit das Zeug leichter
seinen Weg in die Ritzen findet.
Post by Martin Mitze
Noch später gab es dann Walzen, die auf meist 8 Vollgummi-Rädern laufen.
Aber wozu diese? Zumal die Räder nicht direkt nebeneinander angeordnet
sind, sondern Spuren ziehen.
Zunächst einmal handelt es sich keineswegs um Vollgummi-, sondern um
Luftreifen, deren Druck (auch während der Fahrt) angepasst werden kann.
So lassen sich die Spalte zwischen den Reifen an der Aufstandsfläche
verkleinern, was natürlich gerade zu Beginn des Walzens sinnvoll ist.

Die Streifenbildung im frisch gewalzten Asphalt wird auch vermindert,
indem die Reifen nicht in Spur laufen: Entweder sind Vorder- und
Hinterachse versetzt angeordnet, oder eine davon hat einfach einen
Reifen weniger als die andere.

Hamm fertigt Gummiradwalzen übrigens seit etwa vierzig Jahren; ganz so
neu ist diese Bauweise also nicht, auch wenn sie erst später zu einer
gewissen Verbreitung gefunden haben mag.
Post by Martin Mitze
Oder wozu erst Stahl- und dann Gummiwalze?
Die Gummiwalze erzielt eine bessere Beschaffenheit des Belags. - Bei
Gummireifen und vor allem bei Luftreifen führt das Fahrzeuggewicht zu
einer Abflachung an der Aufstandsfläche, also zu einem geringeren Radius
an dieser Stelle des Umfangs. Folge ist eine Walkbewegung längs der
Fahrtrichtung - Ursache für den Reifenverschleiß an Pkw und Lkw bei der
Benutzung einer Straße, denn die Fahrbahn gibt ja praktisch nicht nach.

Dieselbe Walkbewegung führt aber bei der Gummiradwalze nicht (nur) zur
Verformung der Reifen, sondern vor allem zu einem Durchkneten des noch
weichen Asphalts und zur Verkleinerung der oberflächennahen Hohlräume darin.

Trotzdem tritt natürlich auch hier ein beachtlicher Reifenverschleiß
auf, unterstützt durch hohe Temperaturen. Deswegen ist es schon sinnvoll
(aber durchaus nicht zwingend), fürs Grobe erst einmal eine Stahlwalze
zu verwenden.
Post by Martin Mitze
Gewicht und Vibration gibt es
doch auch bei der Gummiwalze, so dass man mit einem Gerät auskommen
könnte.
Vibration ist bei reinen Gummiradwalzen eher die Ausnahme. Schon
konstruktiv lässt sie sich wegen des geringeren Innendurchmessers der
Reifen im Vergleich zu einer normalen Walze schwerer realisieren. Ich
habe ohnehin so meine Zweifel, was von der Vibration noch auf dem Belag
ankommt - anderswo verwendet man Luftreifen schließlich gerade zur
mechanischen Entkopplung von Fahrzeug und Untergrund ...
Post by Martin Mitze
MM (E-Technik mit ein wenig Grundlagen M-Bau von zu Hause)
Tja, leider verloren ;-)

Gruß,

Michael
Martin Mitze
2004-10-13 05:31:02 UTC
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Post by Michael Hemmer
Post by Martin Mitze
sind Tiefbauer / Straßenbauer anwesend?
Was willst Du denn mit diesen niederen Lebensformen? ;-)
Naja, gibt es doch auch Ings für. Jedem seinen Spezialisten :-)
Post by Michael Hemmer
Post by Martin Mitze
[Gummi- oder Stahlwalze] beim Finish einer Teerdecke haben mag.
Naja, fürs eigentliche Finishing ist dann ja eigentlich nur eine der
beiden zuständig, oder?
Bei den größeren Maschinen schon, gerade gestern habe ich jedoch eine
dieser handgeführten (ähnlich Rüttelplatte) Walzen gesehen, die an der
einen Achse eine Stahl-, an der anderen eine Gummiwalze hatte.
Eine Erbse, zwei Erbsen, dre...
Post by Michael Hemmer
Post by Martin Mitze
mit Vibrator (zur besseren Verdichtung?).
Ja. Das schiere Gewicht der Walze führt ja nur bedingt dazu, dass das
körnige Material des Untergrunds (ob nun Asphalt oder sonstwas) sich so
arrangiert, dass Zwischenräume möglichst ausgefüllt werden. Da ist es
schon besser, wenn man ein bisschen nachhilft, damit das Zeug leichter
seinen Weg in die Ritzen findet.
Soweit reichte meine Mechanik also noch.
Post by Michael Hemmer
Post by Martin Mitze
Oder wozu erst Stahl- und dann Gummiwalze?
Die Gummiwalze erzielt eine bessere Beschaffenheit des Belags.
Ah, jetzt, ja. Danke.
Hat es auch etwas mit der Oberflächenrauigkeit (bessere Reifenhaftung)
zu tun? Fällt etwas schwer, mir dies vorzustellen, nachdem die
(schwerere?) Stahlwalze alles plattgedrückt hat. Oder steckt das per se
im (Teer-) Korn?
Post by Michael Hemmer
Post by Martin Mitze
MM (E-Technik mit ein wenig Grundlagen M-Bau von zu Hause)
Tja, leider verloren ;-)
Die Zeiten für Universalgelehrte sind leider vorbei:-(
de.sci.ing.univ jemand? :-)

mfg
MM
roland Damm
2004-10-14 09:21:27 UTC
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Moin,
Post by Martin Mitze
Noch später gab es dann Walzen, die auf meist 8 Vollgummi-Rädern laufen.
Aber wozu diese? Zumal die Räder nicht direkt nebeneinander angeordnet
sind, sondern Spuren ziehen.
Vermutung, aber wohl nicht so relevant: Wenn diese mehreren Räder sich
unabhängig voneinander drehen können, dann kann man mit dem Gerät
sogar um die Kurve fahren. Bei einer durchgehenden Walze auf ganzer
Breite kommt es beim Kurvenfahren zwangsläufig zum Rutschen der
Randbereiche der Walze. Kurvenaußen dreht sie halt zu langsam, innen
zu schnell. Und solches Rutschen kann ja vieleicht den Asphalt
versauen.

CU Rollo
Joachim Schmid
2004-10-14 09:29:00 UTC
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Post by roland Damm
Post by Martin Mitze
Noch später gab es dann Walzen, die auf meist 8 Vollgummi-Rädern laufen.
Aber wozu diese? Zumal die Räder nicht direkt nebeneinander angeordnet
sind, sondern Spuren ziehen.
Vermutung, aber wohl nicht so relevant: Wenn diese mehreren Räder sich
unabhängig voneinander drehen können, dann kann man mit dem Gerät
sogar um die Kurve fahren.
Weiterer Grund für viele Walz-Räder: Eine große luftbereifte Walze wäre
irrsinnig teuer, beim Wechseln kaum handhabbar, nicht auf gleichmäßige
Flächenpressung zu bringen - und außerdem ein klarer Fall für die
Druckbehälterverordnung. Michael hat ja schon richtig gestellt, dass es
Luftreifen sind, und auch auch den Grund genannt, warum man mit
Gummireifen walzt.

Joachim

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