Moin,
Post by Joachim SchmidPost by Hans-Christian GroszDie Standseilbahn hatte ja den Vorteil, dass die zweite
Kabine gleichzeitig das Gegengewicht war und durch die fixe
Positionierung zueinander in Form der abt'schen Weiche auch
noch eine praktisch perfekte Ausweichlösung, ganz ohne
Koordinationsaufwand und Weichenstellung.
ACK. Und deswegen werden Aufzüge wohl weiterhin in
individuellen Schächten fahren.
Also jetzt möchte ich aber doch mal widersprechen. Bei
konventionellen Aufzügen befürchtet doch auch niemand, daß sie
aus dem Dach schießen oder mit voller Fahrt in den Keller
knallen. Nein, das sind zwei Begrenzungen die die Kabine nicht
überschreiten darf. Zwei Kabinen in einem Schacht haben auch
nicht mehr als diese zwei Begrenzungen, nur daß die jeweils
eine nichts Ortsfest ist. Das halt ich kaum für ein Problem,
daß die Idee aushebelt. Eine Steuerung sicher auszulegen, so
daß eine Kollision verhindert wird, dürfte wohl kaum ein
Problem sein - in Zeiten in denen schon autonome Fahrroboter
im Lager herumdüsen und Menschen ausweichen können. Hier geht
es bloß um einen Fahrstuhl, also eindimensional und keine
unvorhersehbaren Hindernisse im Schacht. Das kann ja wohl kaum
ein Problem sein.
Allerdings sind es zusätzliche Anforderungen. Und da ist dann
wieder die Frage, ob sich die Sache lohnt. Beide Kabinen
können nicht auf der selben Etage halten, also z.B. nicht
beide im Foyer wo die meisten Leute ankommen oder hin wollen.
Diese wichtige Etage kann also nur eine (die untere) Kabine
bedienen. Es sei denn, die untere ist gerade im Keller
unterwegs, dann kann natürlich auch die Obere das Erdgeschoß
erreichen.
Nun ist es aber in normalen Hochhäuser vermutlich meistens so,
daß die Personen nur vom Erdgeschoß nach irgendwo oben oder
von irgendwo oben ins Erdgeschoß wollen. Von einer höheren
Etage in eine andere höhere will dagegen so gut wie kaum
jemand. Dazu kommt noch, daß je nach Uhrzeit die Leute
hauptsächlich nach oben wollen oder hauptsächlich nach unten.
Sprich die Fahrstuhlkabinen machen egal ob ein oder zwei im
Schacht fast die Hälfte der Zeit nur Leerfahrten.
All das zusammen dürfte dazu führen, daß zwei Kabinen in einem
Schacht die Transportkapazität keinesweg verdoppeln (gegenüber
nur einer Kabine) sonder geschätzt nur um 30%..50% erhöhen.
Das allerdings bei fast doppeltem Stromverbrauch. Ich würde
sagen, es ist schlicht eine Wirtschaftlichkeitsabschätzung.
Die technischen Probleme - Linearmotor mal vorausgesetzt -
halte ich für kaum entscheident.
Mal etwas weiter gegriffen, was stört denn die Benutzer? Was
bringt so viele Leute dazu, mit dem Auto anstatt mit der Bahn
zu fahren, was bringt die Leute dann wiederum dazu, einen Stau
zu umfahren, selbst wenn es länger dauert, als diesen einfach
auszusitzen? Was nerft die Leute am Fahrstuhl? Ganz einfach:
das Warten. Nur die Wartezeit, die Zeit in der man untätig
herumsteht/sitzt und seine eigene Fortbewegung nicht
beeinflussen kann kommt einem als Wartezeit unangenehm vor.
Kaum jemand würde die Zeit, die er zu Fuß unterwegs ist, als
Wartezeit bezeichnen.
Bei einem Fahrstuhl geht es IMO im Idealfall gar nicht so sehr
darum, die Leute möglichst schnell an ihr Ziel zu bringen,
sondern darum sie so ans Ziel zu bringen, daß sie das Gefühl
haben, daß es nicht schneller hätte gehen können. Ein Schritt
in die Richtung sind gläserne Fahrstuhlschächte und Kabinen,
da kann man nämlich sehen, daß man sich bewegt und der
Eindruck von Wartzeit verringert sich. Bleibt noch die
Wartezeit bis der Fahrstuhl kommt. Verrückter Vorschlag, das
zu lösen: Paternoster. Klar, sind ganz schön außer Mode
gekommen, aber was die Wartezeit angeht sind die Dinger doch
ungeschlagen. Ebenso die Zuverlässigkeit und so - einfach nur
ein Antrieb der kontinuierlich läuft, einfacher geht es doch
nicht. Und die Transportkapazität gemessen in
Personen*Etagen/Zeit ist wohl auch unschlagbar. Also das muß
ein Fahrstuhl erst mal bringen...
CU Rollo
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Hier entsteht in Kürze eine neue Sig-Präsenz.